Hast du dein Werk begonnen, Ewiger
Hast du Leben erschaffen aus dem Nichts
Genügte dein Wunsch, um alle Wunder zu begründen
Wurde deine Macht zu Segen, Weisheit und Güte
Erschaff’ auch mich heute neu, Ewiger
Aus der Glut und Asche meiner Sünden
Die verbrannten, als in meiner Not ich laut nach dir rief
Als mein Wachen jäh an deinem Wachen entflammte!
Scheint hell deine Freundlichkeit, Ewiger
Füllt deine Allmacht mit Liebe mein Herz
Wie kann danken ich in meiner kurzen Spanne Leben?
Lass mich üben, zu lieben und immer zu geben!
Reflektion zum „Gebet zur Mitternacht“
„Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen;
aber nun hat mein Auge dich gesehen.“
„Indem wir uns der Vergänglichkeit bewusst sind,
können wir Ursprung und Ende der Dinge erkennen.“
„Von Ihm, dem Licht der Lichter, wird gesagt, es liege jenseits der Dunkelheit; das Wissen, das zu Wissende und das Ziel des Wissens, das im Herzen aller
ist.“
„Den Menschen schuf er aus Lehm wie ein irdenes Gefäß
und den Geist des Menschen aus seinem Feuer.“
Wie kurz ist mein Leben! Es brennt unaufhaltsam hernieder wie die Kerze. Doch solange die Flamme die Nacht erhellt, ist Leben, ist Kraft in mir. Ist die Möglichkeit
da, Dank auszusprechen, Güte zu zeigen, ein Lächeln zu verschenken, ein Lied zu singen für jemanden, Mitgefühl zu üben durch einen Blick oder eine Umarmung, durch Worte oder eine helfende Tat. Die
Kerze ist geliehen. Ich habe sie nicht einmal selbst entzündet. Alles wurde mir gegeben. So verschenke auch ich mit meinen Möglichkeiten bis zuletzt.
Indem du in mir brennst, Herr, schenkst du mir Erkenntnis. Indem ich in dir verbrenne, schenkst du mir deine Ewigkeit.
In der Mitte der Nacht, Herr, schauen dich meine sehend gewordenen Augen.
Ich schreibe über mein Sehen – und über meine Blindheit. Ich erhelle und erneuere mich, indem ich Worte finde für meinen ganz eigenen Weg. Ich begegne mir selbst und
der Welt mit Offenheit.